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Unbekanntes Risiko: Blasenkrebs durch Rauchen
„Mit Unterbrechungen habe ich mehr als 60 Jahre lang geraucht. Rund um meinen 18. Geburtstag habe ich angefangen. Heute bin ich 79“, erzählt eine Patientin, die starke Raucherin war. „Vor einigen Jahrzehnten und eigentlich noch bis vor wenigen Jahren galt es als chic zu rauchen. Es gehörte einfach dazu“, weiß auch Prim. Univ.-Prof. Dr. Herbert Augustin, Leiter der Abteilung für Urologie am Klinikum Klagenfurt am Wörthersee.
Blut im Harn
Die Wende für die 79-Jährige kam 2020. „Ich hatte immer wieder Probleme mit Blasenentzündungen“, erzählt sie. Nachdem sich keine Besserung einstellen wollte, wurde die Kärntnerin an die Urologische Abteilung im Klinikum Klagenfurt am Wörthersee überwiesen. Im Rahmen einer Zystoskopie wurde schließlich Blasenkrebs, in der Fachsprache ein Urothelkarzinom der Harnblase festgestellt. Augustin: „Männer erkranken zwar häufiger als Frauen, allerdings wird bei letzteren der Krebs oft erst in einem fortgeschrittenen Stadium entdeckt. Oft versteckt sich der Tumor hinter einem Infekt. „Das ist sehr tückisch“, so der Chef-Urologe. Allerdings gibt es auch Fälle, in denen sich Symptome wie Blut im Harn zeigen, die schmerzfrei verlaufen. „Grundsätzlich sollte die Situation immer urologisch abgeklärt werden, wenn Blut im Harn festgestellt wird“, sagt Augustin.
„Sechzig bis Siebzig Prozent aller Patienten mit der Diagnose Blasenkrebs sind Raucher oder Ex-Raucher“, sagt Fachärztin Dr. Ingrid Peterschinek, Leiterin der Blasentumorambulanz. Bei ca. ¾ der Patienten ist bei der Diagnose der Blasenkrebs auf die Schleimhautoberfläche der Harnblase beschränkt. Diese Tumoren werden durch einen endoskopischen Eingriff über die Harnröhre entfernt. Jährlich behandelt Dr. Peterschinek auch 30-40 Patienten mit einer bereits fortgeschrittenen Neuerkrankung, bei welcher jedoch eine ausgedehnte Operation, eine Bestrahlung oder Chemo-bzw. Immuntherapie erforderlich ist. Was ihr dabei auffällt: Der Zusammenhang zwischen Rauchen und Blasenkrebs ist in der Bevölkerung kaum bekannt.
Rauchstopp verbessert Prognose
Wie wichtig ein Rauchstopp – auch nach Diagnosestellung sein kann, erklären die Klagenfurter Urologen: „Rauchen verschlechtert die Prognose und auch das Ansprechen der Therapie bei urogenitalen Tumorerkrankungen. Eine Nikotinkarenz kann selbst nach einer Krebsdiagnose die Überlebenschancen und die Lebensqualität der Patienten entscheidend verbessern“, betonen die Urologen Augustin und Peterschinek.
„Kann jeden treffen“
Auch die 79-jährige Kärntnerin ist heute Nichtraucherin: „Ich will allen klarmachen, wie gefährlich Rauchen sein kann. Derartige Erkrankungen können jeden treffen. Daher ist es wichtig, dem Glimmstängel abzuschwören – egal in welchem Alter.“
Urologische Erkrankungen: Rauchen als Risiko
Tabakkonsum ist einer der wichtigsten Risikofaktoren für die Entwicklung urogenitaler Erkrankungen, insbesondere für das Urothelkarzinom der Harnblase und des oberen Harntraktes sowie für die erektile Dysfunktion (Impotenz). Rauchen ist aber auch ein gesicherter Risikofaktor für die Entstehung von Nierenzellkarzinom. Zudem scheint auch zwischen Rauchen und dem Prostatakarzinom ein Zusammenhang zu bestehen. Männer, die zur Zigarette greifen, haben außerdem ein 4,5-fach erhöhtes Risiko für die Entstehung von invasiven Penistumoren.