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Kinder- und Jugendchirurgie feiert 50. Jubiläum
Am 1. Mai 1974 wurden erstmalig Kinder und Jugendliche an der neu eröffneten Abteilung für Kinder- und Jugendchirurgie unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Gernot Brandesky behandelt. „Bis zu diesem Zeitpunkt wurden selbst die Neugeborenen vom pädiatrischen Chefarzt Dr. Gustav Nussbaumer, also einem Kinderfacharzt, operiert – die Eingriffe fanden seinerzeit noch im Gipszimmer statt. Tatsächlich waren vor 50 Jahren die Kinder- und Jugendchirurgie und die Kinder- und Jugendheilkunde noch keine getrennten Fächer“, erzählt Prim. Univ.-Prof. PD Dr. Johannes Schalamon, Abteilungsvorstand der Kinder- und Jugendchirurgie. Er ist in den 50 Jahren übrigens der vierte Primarius. „Nach Brandesky, der seine Ausbildung in Wien und Linz perfektionierte, übernahm die Abteilungsleitung zwischen 1997 und 1999 Dr. Peter Illing aus Deutschland, gefolgt von PD Dr. Günter Fasching, der im Jahr 2000 in die Leitungsfunktion bestellt wurde“, blickt Schalamon in die Archivakten. Unter Fasching übersiedelte die Abteilung für Kinder- und Jugendchirurgie auch in das Eltern-Kind-Zentrum (ELKI). Mit Faschings Pensionierung 2022 übernahm schließlich Univ.-Prof. PD Dr. Schalamon, der seine Ausbildung in Graz und Helsinki absolvierte, das Zepter.
Ein Blick zurück…
„In den vergangenen 50 Jahren hat sich freilich viel verändert“, berichtet der Abteilungsvorstand. „Wo früher noch teils tage– oder wochenlange Krankenhausaufenthalte und Operationen mit großen Schnitten erforderlich waren, konnte die durchschnittliche Aufenthaltsdauer im Krankenhaus, auch auf Grund der Einführung der Tageschirurgie, auf weniger als zwei Tage reduziert werden“, erzählt Schalamon von den therapeutischen Fortschritten. Somit wurde die Bettenzahl von ursprünglich 70 Betten bis heute mehr als halbiert. Und das obwohl die Patientenzahlen stetig steigen! Zudem erfolgen gegenwärtig bereits viele Eingriffe – sogar beim Neugeborenen - mittels minimal-invasiver „Knopflochtechnik“, beispielsweise beim Pförtnerkrampf oder in der Leistenbruch-Chirurgie. „Komplikationen, die früher an der Tagesordnung waren wie z.B. Infektionen, treten durch verbesserte Techniken und standardisierte Abläufe nur mehr selten auf“, so Schalamon. Die Verletzungsmuster haben sich ebenfalls geändert: Vor 50 Jahren zogen sich viele Kinder schwere Verletzungen im Verkehr oder in der Landwirtschaft zu. Durch bessere Sicherheitsbestimmungen nehmen hier die Zahlen stark ab. Heute stehen Freizeitunfälle durch Trampoline, Scooter, beim Wintersport oder bei Ballsportarten im Vordergrund, die Verletzungsschwere hat insgesamt abgenommen, auch Todesfälle wurden glücklicherweise seltener.
Hohe Fachexpertise
Aktuell stehen 17 Ärztinnen und Ärzte an der Kinder- und Jugendchirurgie zur Verfügung, die die Versorgung der kleinen Patienten rund um die Uhr garantieren. Schalamon: „Durch die breite Ausrichtung des Fachgebietes betreut unsere Abteilung traditionell sowohl die kleinsten Frühgeborenen inklusive der Korrektur von angeborenen Fehlbildungen, bis hin zum jungen Erwachsenen mit schweren Mehrfachverletzungen.“ Aber es ist nicht alleine das kinderchirurgische Fachwissen, das den Erfolg der Abteilung definiert, sondern auch das professionelle, kindgerechte Umfeld, das im Gegensatz zu früher die Mitaufnahme eines Elternteils ermöglicht. „Zudem werden am Eltern-Kind-Zentrum auch Eingriffe anderer Abteilungen, beispielsweise der Plastischen Chirurgie, der HNO oder der Mund-Kiefer- und Gesichtschirurgie durchgeführt, um die speziellen Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen im Rahmen der Anästhesie, der Pflege und der Therapeuten zu berücksichtigen“, betont Schalamon den interdisziplinären Kontext.
Zusammenarbeit mit LKH Villach
Und auch gegenwärtig entwickelt sich die Kinder- und Jugendchirurgie ständig weiter. „Der Arzt kommt zum Kind, nicht das Kind zum Arzt“- nach diesem Motto wurde in den vergangenen Monaten die Zusammenarbeit mit dem LKH Villach intensiviert, wo regelmäßige Ambulanzzeiten für die kinder- und jugendchirurgische Betreuung eingeführt wurden.
Ein besonderer Schwerpunkt hat sich unter der Leitung von Prim. Univ.-Prof. PD Dr. Schalamon aber auch im Bereich der Unfallchirurgie bei Kindern und Jugendlichen etabliert – neben der operativen und konservativen Versorgung von Wunden, Knochenbrüchen und Verbrennungen wird die Kniechirurgie inklusive Kreuzband- und Meniskusoperationen mit stark steigenden Patientenzahlen und in enger Kooperation mit der Kinderorthopädie durchgeführt. „Moderne Materialien und Geräte kommen in der Gipstechnik, beim strahlenschonenden Röntgen, in der Sonografie, aber auch bei der operativen Implantation von selbstauflösenden Schrauben zum Einsatz“, zählt Schalamon auf. Die Versorgung der Schwerstverletzten ist möglich, da mit der Pädiatrie und der modernen Kinderintensivmedizin ein kompetenter Partner auf Augenhöhe an der Seite der Kinder- und Jugendchirurgie steht. Dies betrifft auch die Kinderurologie, wo die Eingriffe, beispielsweise am Nierenbecken, nun in Klagenfurt stattfinden und den Eltern und Kindern lange Wege zu entfernten Zentren erspart werden können.
Aus- und Weiterbildung
Die Wissenschaft rückt ebenfalls in den Fokus: Bereits heute werden wissenschaftliche Arbeiten verfasst, das Lehrangebot für Studierende stetig erweitert und die Zusammenarbeit insbesondere mit der Medizinischen Universität Graz vertieft. Ab dem Sommersemester 2025 wird erstmalig ein spezielles interdisziplinäres Studienmodul zum Thema „Das verletzte Kind“ angeboten werden.
„Kinder gehören in die Hände von Experten – am Klinikum Klagenfurt am Wörthersee wird dieses Motto täglich gelebt“, unterstreicht Schalamon die hohe Priorität bei den Aus- und Weiterbildungen.