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Doppeltes Jubiläum an der Nuklearmedizin
Als in den USA 1941 das erste Mal radioaktives Jod zur Behandlung eingesetzt wurde, war dies die Geburtsstunde der Nuklearmedizin. Es sollte noch 30 Jahre dauern, bis in Kärnten eine eigenständige Einheit für dieses Fach etabliert wurde. „Ab 1957 gab es aber schon einen kleinen Laborbereich innerhalb der 2. Medizinischen Abteilung in Klagenfurt. Dort wurden mit einer Gammasonde und einem Probenwechsler radioaktive Messungen zur Hormonbestimmung vorgenommen“, blickt Prim. Univ.- Prof. Dr. Peter Lind, Abteilungsvorstand der Nuklearmedizin und Endokrinologie am Klinikum Klagenfurt am Wörthersee in die Archivakten. Schließlich entwickelte sich daraus 1971 das selbstständige „Isotopenlabor“, dem Prim. Dr. Otto Rainer vorstand. Das Institut behandelte Patienten mit Schilddrüsenerkrankungen. Lind: „Rasch entstand die bis heute bestehende Schilddrüsenambulanz.“ Mit der fortschreitenden technischen Entwicklung, verbreiterte sich in den nächsten Jahren auch das Leistungsspektrum. Bald konnten auch Untersuchungen zur Durchblutung des Herzens, die Überprüfung der Nierenfunktion oder das Feststellen von Knochenmetastasen angeboten werden. Vor diesem Hintergrund wurde das Institut zur bettenführenden „Nuklearmedizinische Abteilung“.
Von Reiseklosetts…
Vor 30 Jahren – 1991 – mit der Pensionierung von Prim. Dr. Rainer, erfolgte nicht nur die Bestellung von Univ.-Prof. Dr. Peter Lind zum Primarius, sondern auch der Start für eine Restrukturierung der Abteilung. Die Bettenstation wurde ebenso ausgebaut wie die Ambulanz. Zusätzlich wurden drei Großfeld-Gammakameras, zwei Schilddrüsenspezialkameras, zwei Ultraschallgeräte, ein Uptake-Messplatz sowie Geräte für die Atemfunktion und der Ergometrie angekauft.
Ein besonderes Anliegen war Primarius Lind aber der Neubau der Therapiestation, in der Patienten mit einem Schilddrüsenkarzinom nach der OP für eine Radio-Jod-Therapie untergebracht sind. „Die Patienten müssen dabei bis zu sieben Tage isoliert werden, denn durch die Behandlung strahlen sie radioaktiv“, erklärt Lind. Als er als neuer Primarius an die Abteilung kam, war der Zustand der Therapiestation in die Jahre gekommen: „Die Zimmer waren klein, ohne Dusche und nur einem Reiseklosett ausgestattet. Dies ist insofern von Bedeutung, als 90 Prozent der Strahlung von den Patienten ausgeschieden wird. Daher war es ursprünglich vermieden worden, Abflüsse in die Räume einzubauen. Das mobile WC war deshalb auch mit Blei ummantelt und wurde unter strengen Sicherheitsvorkehrungen von den Mitarbeitern aus dem Zimmer abgeholt“, schildert Lind die damalige Situation. 80 Tage mussten die Exkremente dann im Keller der Abteilung in einem eigenen Gang gelagert werden. „Erst als die gesamte Radioaktivität zerfallen war, konnten die Reiseklosetts gereinigt und für den nächsten Patienten aufbereitet werden.“
… zur modernen Anlage
Seit dem Umbau gehört diese Situation der Vergangenheit an. Stattdessen zählt die Therapiestation zu den modernsten in Österreich. Heute verfügt sie über helle Einzel- und Zweibettzimmer mit einem Sondensystem zur Messung der Radioaktivität. Jedes Zimmer ist natürlich mit einem eigenen Bad mit Dusche und WC ausgestattet. „Im Keller ist ein High-Tech-System verbaut, in das das Abwasser der Isolierzimmer geleitet wird. In der Abklinganlage wird es in Tanks gelagert bis es gefahrlos über das Kanalsystem entsorgt werden kann“, erklärt Lind, der in den nächsten Jahrzehnten noch viele weitere Innovationen an der Abteilung umsetzte.
So etwa die Ergänzung der „Endokrinologie“ im Namen der Abteilung. „Wir haben uns ab den 1990er Jahren verstärkt auf die Endokrinologie konzentriert, also auf alle Organe, die bei der Hormonproduktion eine Rolle spielen“, sagt Lind. Dieser Schwerpunkt sollte auch im Namen betont werden. Zeitgleich wurden auch mehrere Spezialambulanzen, wie die Osteoporose-, die RSO- oder die EOP-Ambulanz etabliert.
PET und Zyklotron
Ein weiterer Meilenstein war 1997 die Inbetriebnahme des 1. Ring-PET-Scanners in Österreich. „Dieses Gerät war der Vorgänger unseres ersten PET/CTs, der 2003 installiert wurde. Er wird vor allem bei onkologischen Patienten eingesetzt um festzustellen, wie weit sich die Erkrankung im Körper ausgebreitet hat“, so Lind. Dabei wird der Zuckerstoffwechsel im Körper beobachtet. Lind: „Tumoren bzw. Metastasen haben einen stark erhöhten Zuckerstoffwechsel. Diesen kann man mittels des PET-Scanners bzw. PET/CTs darstellen.“ Eng damit verbunden ist das sogenannte Zyklotron der Abteilung, das im Jahr 2000 in Betrieb ging. „Im Zyklotron wird die für die Diagnose im PET/CT notwendige F-Flourdesoxyglukose hergestellt. Dabei handelt es sich um schwach radioaktiv markierte Glukose, die wie normaler Traubenzucker in den Körperzellen aufgenommen wird. Im Gegensatz zu normaler Glukose wird das Zuckeranalog aber nicht vollständig verstoffwechselt sondern reichert sich an. So können Tumoren und auch Metastasen in der bildgebenden Diagnostik sichtbar gemacht werden“, erklärt der Abteilungsvorstand.
Führend in Europa
Mit der Inbetriebnahme des PET/CTs 2003 machte die Abteilung für Nuklearmedizin und Endokrinologie wohl einen der wichtigsten Schritte in ihrer Entwicklung: „Wir waren eine der ersten in Europa, die die kombinierte PET/CT einführten. Mit dieser Gerätegeneration konnte erstmals der Metabolismus in der PET und die Morphologie in der CT in einem Bild fusioniert werden“, sagt Lind. Von dieser, damals neuen Technologie, profitierten nicht nur die Kärntner Patienten. „Menschen aus dem gesamten Alpen-Adria-Raum kamen damals zu uns nach Klagenfurt“, berichtet Lind. Schließlich wurde 2006 die gesamte Nuklearmedizin neu gestaltet und die innovative Technologie der SPECT/CT mit zwei SPECT/CT-Doppelkopfkameras realisiert. Lind: „Damit zählt Klagenfurt zu den am modernsten ausgestatteten nuklearmedizinischen Abteilungen.“
Fit für die Zukunft
Dafür, dass das hohe Niveau der Abteilung auch künftig gehalten wird, ist übrigens gesorgt. So sollen in den nächsten Jahren die zwei SPECT/CTs ausgetauscht werden. Zu dem bestätigen mehrere Qualitätsauszeichnungen die Arbeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an der Nuklearmedizin und Endokrinologie. Zuletzt wurde ihr 2020 die Zertifizierung „Cancer Center – Endokrine Malignome“ verliehen.